- Rajputen
- Rajputen[-dʒ-; zu altindisch rajaputra »Königssohn«], Rajput, Radschputen, Name einer in Nordwestindien entstandenen Kaste (ursprünglich Adels- und Kriegerkaste), deren Angehörige (über 120 Mio.) sich über ganz Nordindien und Nepal ausgebreitet haben und sich sogar in Andhra Pradesh finden; auch einige Gruppen in Bengalen und Assam mit deutlich mongolidem Hintergrund beanspruchen den Status von Rajputen. Viele Rajputen sind noch Grundbesitzer und Ackerbauern oder dienen in Armee und Polizei, jedoch gewinnen andere Berufe zunehmend an Bedeutung. Von der Kaste zu unterscheiden ist die Rajasthani sprechende Bevölkerung Rajasthans und benachbarter Gebiete (etwa 40 Mio.). - Die Herkunft der Rajputen ist unter den Historikern umstritten; einige nehmen einen vedisch-arischen Ursprung an, andere eine volle Ausbildung der Kaste erst im 16. Jahrhundert (Beginn der Mogulherrschaft). Wahrscheinlich ist, dass sich unter dem erst später aufkommenden Begriff Rajputen zahlreiche Stämme fassen lassen, die um 500 n. Chr. im Gefolge der Hunnen nach Indien kamen, sich im Westen (v. a. in Rajasthan) niederließen und mit dort ansässigen Stämmen vermischten. Die Rajputenkrieger sahen sich in der Tradition der altindischen Kriegerkaste der Kshatriyas (Kaste). Vom 8./9. Jahrhundert bis zum 12. Jahrhundert dominierten die von Rajputenfürsten gegründeten Königreiche die Geschichte und Kultur Nordindiens (bedeutende Beiträge zur Tempelarchitektur und Plastik sowie Miniaturmalerei). Ende des 12. Jahrhunderts fielen sie großenteils unter die Oberherrschaft des Sultanats von Delhi. Im Mogulreich stiegen Angehörige herausragender Rajputenfamilien in höchste Hofämter auf und dienten als Generäle und Provinzgouverneure. Unter britischer Oberherrschaft (1818-1947) behielten die Rajputenfürsten Rajasthans weitgehende Selbstständigkeit.J. Tod: Annals and antiquities of Rajasthan, 2 Bde. (Neuausg. London 1950);G. Morris Carstairs: The twice-born. A study of a community of high-caste Hindus (ebd. 1957).
Universal-Lexikon. 2012.